Dichter & Textwelten

Schwarzbrenner - Dichter & Textwelten

In Bluesrock, Songs & Balladen verpackt, beschreiben die Texte der Schwarzbrenner-Musik auf mittlerweile 13 CD-Veröffentlichungen das Lebensgefühl dreier Epochen, als da wären:

Der Aufbruch in die Moderne im Expressionismus um 1910, die Verzauberung von Leben & Liebe der Romantiker um 1805 und die Barockdichtung um 1640, die durch melancholische Weltsicht des Dreissigjährigen Krieges aber auch durch überschiessende Lebenslust gekennzeichnet war.


Die Schwarzbrenner Geschichte begann mit dem Expressionisten Georg Heym (1887-1912) der sein „Überwältigt-Sein von der Moderne“, welche sich in seiner Welt um 1910 in voller Wucht ausbreitete, zur Dichtung verarbeitete. In der explosiv wuchernden Großstadt Berlin erlebt Heym die Geschwindigkeit der technischen Neuerungen und die ungeheure Beschleunigung des alltäglichen Lebens. Er sieht das Nebeneinander von Hässlichem und Schönen, den ungezügelten Konsum, aber auch das Absinken in die Anonymität in der Massengesellschaft und ist davon gleichermaßen fasziniert angezogen wie verstört abgestoßen. Alles dies wird - wie auch Natur- und Landschaftsimpressionen - in kraftvoll hämmernder Sprache beschrieben. Metaphern stark, drastisch, bildhaft verzerrt wie in Schattenrissen mit grellen Farben, erlebnistrunken und beängstigend zugleich finden sich zahlreiche Heym-Texte - beginnend mit der CD „Morgenschimmer“ (1997) – auf den Schwarzbrenner CD - Veröffentlichungen.


Schon immer faszinierte die Romantik ab 1805 als eine der einflussreichsten Bewegungen für das 19. und 20. Jahrhundert. Hat sie doch nicht nur die Lebensreform- und Wandervogel-Bewegungen ab 1900 geprägt, sondern sie war auch Anreger für die Hippie- und Alternativ-Kultur der 70ger Jahre des letzten Jahrhunderts, in der viele der klassischen Romantik-Ideale wie Ablehnung einer als profan empfundenen Massenindustrie und die Suche nach neuen Lebens- und Liebesformen übernommen wurde. Mit der CD „Zauberworte“ (2021) entdeckte auch Schwarzbrenner die „Urväter“ der Romantik, Achim von Arnim (1781-1831) und Clemens Brentano (1778-1842), für sich. Gemäß dem Ideal, „die Welt zu poetisieren“ hatten Arnim und Brentano In ihrer berühmten Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“ 1805 dabei sowohl Gedichte aus dem 15. -17. Jahrhundert wiederbelebt als auch mit eigenen - der Volkspoesie nachempfundenen - Dichtungen den poetischen Ton der Romantik für die kommenden Generationen entscheidend mitgeprägt. Die aktuelle CD „Goldene Ströme“ (2022) widmet sich mit Joseph von Eichendorff (1788-1857) und einem sechsteiligen Songzyklus ausschließlich zu seinen Texten dann auch dem dritten maßgeblichen Dichter der „Heidelberger Romantik“.


Über Andreas Gryphius (1616-1664) und seine ebenfalls Metaphern reiche, drastische Sprache mit den berühmten „Zentnerworten“, die in vielem an die späteren Verse der Expressionisten erinnert, entdeckten wir die Barockdichtung für Schwarzbrenner. Es war das Erlebnis des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), welches die Barockdichter Gryphius und Paul Fleming (1609-1640), zu ihren Gedichten der Melancholie über die Vergänglichkeit von Menschen und ihrem Tun bewegte. Die Verwüstungen des Krieges und damit einhergehende Verrohung der Menschen, die bereits im Kinder -und Jugendalter erlittenen Vertreibungen und das jahrelange Verlassen der Heimat als Ausweg prägte beide Dichter gleichermaßen.  In ihren Versen haben sie ihre Zeit in allen Facetten eingefangen und so finden sich Themen wie Vergänglichkeit und Carpe Diem, Gottesgläubigkeit, Landschafts-Versunkenheit aber auch insbesondere bei Fleming glühende Liebes-Sonette. Mit den CDs „Reiseleben „(2018), „Bestürmte Schiffe“ (2019) und „Der Ruf der Dichter „(2020) finden sich   jetzt beide Barock-Dichter in der Schwarzbrenner Welt.


Alle drei beschriebenen Lebensgefühle sind auch heute noch - natürlich mit anderen Facetten- genau so aktuell wie eh und je - und dies erklärt die bis zum heutigen Tag ungebrochene Faszination der Verse der „Schwarzbrenner“- Dichter. 

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